Das Baureferat der Landeshauptstadt München hat 2002 auf der Grundlage von Beschlüssen des Stadtrats die schlüsselfertige Errichtung einer automatischen Anwohnertiefgarage als singuläres Bauwerk unterhalb einer öffentlichen Straße einschließlich 20-jährigem Fullservice ausgeschrieben und 2004 als Auftrag an die Wöhr+Bauer GmbH vergeben. Das Bauvorhaben mit seinen 284 Stellplätzen wurde im Mai 2006 in Betrieb genommen. Diese automatische Anwohnertiefgarage trägt den Charakter eines Pilotprojektes, dessen Investition aus akkumulierten Stellplatzablösemitteln erfolgte. Die Betriebskosten werden über die Stellplatzmieten finanziert. Die GIVT mbH hat bei diesem Vorhaben die fachplanerische Betreuung für den Komplex der Parksystemtechnik im Auftrag der Bauherrin in allen Phasen wahrgenommen.
Städtebauliche Integration der vier Übergabekabinen in den neu gestalteten Straßenraum: links das Spiegelbild der Häuser in der Verglasung einer Übergabekabine
Mit dieser automatischen Anwohnertiefgarage wurde eine neue Qualität für die Lösung der Anwohner-Parkprobleme realisiert. Diese stellt sich nicht nur in der vorbildlichen Funktionstüchtigkeit des Parksystems an sich, sondern auch in allen anderen Eigenschaften dar, so
Aufgrund des Charakters als Pilotprojekt und wegen der Risiken bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Fahrzeugabmessungen und –massen wurde besonderer Wert auf eine höchstmögliche Flexibilität des Baukörpers gelegt. Dieser war daher in den jeweiligen Brandabschnitten ohne bauseitige Einbauten auszuführen, um den eventuellen späteren Einbau eines anderen automatischen Parksystems zu ermöglichen.
Mit den möglichen Abmessungen des Baukörpers zwischen der Bestandsbebauung waren auch wesentliche Vorgaben für die Parksystemplanung gesetzt. So durfte die Systembreite mit der Wandkonstruktion brutto ca. 18 m nicht überschreiten. Damit wurden kritische Auswirkungen auf die Wohnhäuser vermieden, und es konnte auf besondere Abfangungsmaßnahmen verzichtet werden. Außerdem wird so gewährleistet, dass kein merklicher Körperschall vom Parksystem auf die Nachbarbebauung übertragen wird.
Der Baukörper wurde in einer Deckelbauweise errichtet. Das bedeutet, dass nach dem Fertigen der Bohrpfahlwand sogleich der Deckel in einer vergleichsweise flachen Baugrube hergestellt wurde. Anschließend konnte die Straßenoberfläche bereits wieder provisorisch hergestellt werden, während der Aushub für den eigentlichen Baukörper bergmännisch erfolgte. Damit wurden die Belastungen für die Anwohner in der Bauphase deutlich reduziert und zeitlich verkürzt.
Bergmännischer Aushub unter der Deckelplatte
Die im Zuge einer Machbarkeitsstudie untersuchte mögliche Geometrie des Baukörpers wurde nach technologischen, systemlogistischen und Gesamtkostengesichtspunkten optimiert. Der Baukörper der Anwohnertiefgarage wurde in zwei Bauabschnitten realisiert. Das automatische Parksystem besteht aus zwei gleichartigen Anlagen - je Bau- und Brandabschnitt eine Anlage. Zwischen den beiden Bauabschnitten ist ein Servicebereich mit allen Medienanschlüssen und einer Technikzentrale angeordnet.
Integration der Anwohnertiefgarage in den leicht gekrümmten Straßenverlauf sowie Einrichtung einiger Kurzpark-Stellplätze für die Geschäfte, Restaurants und Dienstleistungseinrichtungen
Grundriss der Anwohnertiefgarage mit den beiden Parksystemen
Zur verkehrlichen Erschließung wurden vier Übergabekabinen im öffentlichen Straßenraum angeordnet, bei denen die Ein- und Ausfahrt durchfahrend erfolgt. Die vorgegebenen Standorte der Übergabekabinen basieren auf der bisherigen baulichen Bestandssituation und waren daher anlagenseitig umzusetzen. Da die Übergabekabinen als Schnittstellen die einzig sichtbaren Bestandteile der automatischen Anwohnertiefgarage im städtebaulichen Ensemble sind, wurde auf deren Gestaltung besonderer Wert gelegt. Sie müssen sowohl den innovativen Charakter des Projektes reflektieren, als auch ein Höchstmaß an Benutzerfreundlichkeit bieten. Aus stadtgestalterischer Sicht war es wichtig, den Übergabekabinen ihren neuen Platz in der Stadt zu geben, ohne dabei im Straßenbild zu dominieren.
Wesentliche Merkmale der Übergabekabinen sind:
Blick in eine der beiden schmaleren Übergabekabinen
Die nutzerseitige Bedienung der Anlage erfolgt mit Hilfe von Induktivchips, die als berührungslose elektronische Schlüssel und als Identifikationsmittel für die Mieter dienen. Es sind folgende Arten von Parkvorgängen möglich:
Induktivchip als berührungsloser elektronischer Schlüssel
Als automatische Parksysteme werden zwei Parkregale vom Typ Multiparker 740 mit 134 bzw. mit 150 Stellplätzen in vier Parkebenen eingesetzt. Jede Anlage verfügt aus logistischen und Redundanz-Gründen über zwei Regalbediengeräte (RBG), wobei mit Ausnahme der beiden äußeren Regalraster alle Stellplätze von den beiden RBG der jeweiligen Anlage angefahren und dabei auch mit beiden Übergabekabinen und deren Vertikalförderer verknüpft werden können.
Die Einlagerung erfolgt so, dass die Fahrzeuglängsachsen parallel zur Straßenlängsachse liegen. Die Regalfächer sind zweifach tief ausgeführt. Die Palettenlogistik wird durch Palettenwechsler in den Vertikalförderern im Interesse einer hohen logistischen Verfügbarkeit der Übergabekabinen optimiert.
Blick in eines der beiden Parkregale
Maximal einparkfähige Fahrzeugabmessungen: | |
Länge: | 5,25 m |
Breite: | 2,20 m |
Höhe: | 1,70 m (212 PKW) |
2,00 m (72 PKW) | |
Masse: | 2,500 Kg |
Mittels Videotechnik messtechnisch nachgewiesene Zugriffszeiten: | |
min. | ca. 88s |
mittel | ca. 137s |
max | ca. 195s |
Die ständige Betriebsfähigkeit der Anwohnertiefgarage als ganzheitliches System wird innerhalb einer Mindestbetriebsdauer von 20 Jahren durch die mit einem Fullservice-Vertrag definierten Leistungen auf dem technischen Niveau zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme gesichert. Dabei sind auch alle betriebsnotwendigen Ersatzteile, Betriebs- und Hilfsmittel sowie alle Instandsetzungen für die Parksystemtechnik sowie eine Mobilitätsgarantie eingeschlossen. Spätestens zum Zeitpunkt des Ablaufes der Betriebsdauer von 20 Jahren soll über den weiteren Umgang mit dem Parksystem entschieden werden.
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Parksystemsteuerung im Servicebereich | Serverschrank für die Videokontrolle |
Über die bisherige Anforderung einer 98%igen Verfügbarkeit nach VDI 4466 hinausgehend wurden 99% vertraglich vereinbart und bereits in den ersten Betriebsmonaten deutlich überboten. Neben der hohen Qualität und der ausgereiften Konstruktion der Parksystemtechnik wird dies durch einen 24 h-Service und eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber und dem Service-Unternehmen gesichert. Als technische Hilfsmittel stehen zur Verfügung:
Beratung im Vorfeld der kommunalpolitischen Entscheidung
Erarbeitung einer Informationsvorlage für die Landeshauptstadt München anlässlich einer Besichtigungsfahrt des Bauausschusses zu automatischen Parksystemen sowie deren fachliche Vorbereitung und Begleitung
Planungsphasen zur Vorbereitung der funktionalen Ausschreibung
Bei der Planung und Erarbeitung der Ausschreibung erfolgte eine enge Zusammenarbeit mit dem Baureferat der Landeshauptstadt München und der CBP GmbH, die die Bauwerks- und Haustechnikplanung übernahm.
Grundlagen, Vorgaben, Projekt- und Planungsvorbereitungen
Machbarkeitsstudien (Parksystemtechnik / Verkehr)
Mitwirkung bei der Projektablaufplanung
Nichtoffenes Verfahren auf der Grundlage der VOB/A
Europaweiter Teilnahmewettbewerb
Nichtoffenes Verfahren (Beschränkte Ausschreibung nach Teilnahmewettbewerb)
Erarbeitung der funktionalen Leistungsbeschreibung für die Errichtung der schlüsselfertigen Anwohnertiefgarage
Angebotsbewertung
Mitwirkung beim Übergang zum Verhandlungsverfahren
Fachliche Mitwirkung beim Abschluss des Vertrages mit dem Generalübernehmer
Bauüberwachung und Abnahmen
(Dr. Irmscher als von der IHK zu Berlin öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für: Ruhender Verkehr, Parken und Parkierungsanlagen)
Teilweise örtliche Bauüberwachung und Bauabnahmen, Teil Parksystemtechnik
Empfehlung der Hauptabnahme
Planung von Betrieb und Fullservice
Erstellung des technisch-wirtschaftliches Betreiberkonzeptes und des Fullservice-Konzeptes
Herausarbeitung der besonderen Erfordernisse des Betriebs eines automatischen Parksystems
Betriebskostenberechnung
Betriebssoftware
Mitwirkung bei der Vergabe
Mitwirkung bei der Ausarbeitung des Fullservice-Vertrages
Automatische Anwohnertiefgarage Donnersbergerstraße / München
Pro 7 – Galileo, 22. Juni 2007 "Das Parkhaus der Zukunft"
n-tv Wissen 11. August 2007 "Automatische Anwohnertiefgarage"
Informationen der Landeshauptstadt München
Objektblatt Automatische Anwohnertiefgarage, München, Donnersbergerstraße, Gesamtprojekt
Objektblatt Automatische Anwohnertiefgarage, München, Donnersbergerstraße, Parksystemtechnik
Informationen der P+R Park & Ride GmbH München als Betreiberin
ADAC-Zertifizierung für benutzerfreundliche automatische Parksysteme
Am 19. Juli 2007 wurde die automatische Anwohnertiefgarage in der Donnersbergerstraße durch den ADAC Südbayern wegen ihrer hohen Benutzerfreundlichkeit ausgezeichnet. Dabei kam diesem Pilotprojekt der Landeshauptstadt München zugute, dass bereits bei der Planung eine konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzer erfolgte. Eine wichtige Anforderung des ADAC ist die Zuverlässigkeit über einen längeren Betriebszeitraum. Diese konnte mit dem erfolgreichen Abschluss des ersten Betriebsjahres mit Verfügbarkeiten deutlich über 99 % (vertraglich geforderter Wert >99%) gegenüber der ADAC-Forderung von 98 % nachgewiesen werden. Damit ist die automatische Anwohnertiefgarage in der Donnersbergerstraße das vierte automatische Parksystem, das seit Dezember 2003 vom ADAC erfolgreich zertifiziert wurde.
www.adac.de
Deutschland – Land der Ideen: Ausgewählter Ort 2008
Die automatische Anwohnertiefgarage Donnersbergerstraße wurde „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“. Damit ist sie Teil der Veranstaltungsreihe „365 Orte im Land der Ideen“, die gemeinsam von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank durchgeführt wird. Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung für die neue Qualität, die mit automatischen Parksystemen an städtebaulich besonders sensiblen Stellen erreicht werden kann.
Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ist die gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Schirmherr der Initiative ist der Bundespräsident - zu dieser Zeit -Horst Köhler. Bundesweit bewarben sich mehr als 1.500 kommunale und private Einrichtungen und Initiativen.
www.land-der-ideen.de
Stiftungspreis 2007 „Lebendige Stadt“ prämierte Europas beste Parkraumkonzepte, darunter eine Anerkennung für die automatische Anwohnertiefgarage Donnersbergerstraße
Die gemeinnützige Stiftung „Lebendige Stadt“ hatte 2007 einen Stiftungspreis zur Thematik „Sensibles Parken“ ausgeschrieben. Die 18-köpfige Fachjury wählte aus insgesamt 70 eingereichten Bewerbungen neben dem Gewinner sechs weitere innerstädtische Parkraumkonzepte für Anerkennungen aus, darunter die automatische Anwohnertiefgarage in der Donnersbergerstraße in München. Die Jury hob hervor, dass mit Hilfe moderner Parkierungstechnik in einem stark verdichteten Innenstadtquartier zusätzlicher Parkraum unter einer öffentlichen Straße geschaffen und die Qualität des öffentlichen Raums unter anderem durch Gewinn zusätzlicher Grünflächen verbessert werden konnte.
www.lebendige-stadt.de